Wie ernst nehmen die Finanzdienstleister die Risiken des Klimawandels? Jüngste Anzeichen deuten darauf hin, dass denjenigen, die dem Klimawandel keine hohe Priorität einräumen, durchaus regulatorische Probleme bevorstehen könnten. Das Verständnis dafür, wie sich die Risiken des Klimawandels sowohl auf ein einzelnes Unternehmen als auch auf die Gesamtwirtschaft auswirken könnten, wird zu einem wichtigen Gesprächsthema. In den kommenden Monaten werden weitere regulatorische Leitlinien erwartet, insbesondere durch die Arbeit des Climate Financial Risk Forum.

Regulierungsbehörden und die Branche bündeln ihre Kräfte
Das Forum selbst wurde im März von der Financial Conduct Authority und der Prudential Regulatory Authority eingerichtet und umfasst etwa 17 Unternehmen aus dem gesamten Finanzdienstleistungssektor, darunter Banken wie HSBC, JP Morgan und Yorkshire Building Society, Versicherer wie Aviva, Legal & General und Lloyd’s sowie Vermögensverwalter wie Blackrock, Invesco und Schroders. Das Forum stützt sich auf vier Arbeitsgruppen, die Leitlinien in den Bereichen Risikomanagement, Szenarioanalyse, Offenlegung und Innovation erarbeiten. Das übergeordnete Ziel ist es, „praktische Instrumente und Ansätze für den Umgang mit klimabedingten Finanzrisiken“ zu entwickeln und durch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und der Wissenschaft auf weiteres Fachwissen zurückzugreifen. Die Arbeitsgruppen selbst werden häufiger zusammenkommen als das Climate Financial Risk Forum, das dreimal im Jahr tagen soll.

Was sind die wichtigsten finanziellen Klimarisiken?
Diese wurden wie folgt identifiziert: Physikalische Faktoren – die Wahrscheinlichkeit von häufigeren Überschwemmungen, Bränden und Dürren, die mit steigenden Temperaturen und Meeresspiegeln zusammenhängen. Dies wird sich störend auf die Unternehmen auswirken und vor allem die Versicherer unter Druck setzen, die mehr Schadensfälle auszahlen müssen. Die Prämien werden für Unternehmen und bei wiederholten Vorfällen steigen. Einige könnten feststellen, dass kein Versicherungsschutz mehr verfügbar ist. Dies wird zu Problemen führen, da Investoren und Banken nicht in der Lage sein werden, Unternehmen zu unterstützen, die nicht versicherbar sind. Übergang – dies bezieht sich auf die Anpassungen, die beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft erforderlich sind. Die Auswirkungen könnten weitreichend sein und sich insbesondere auf die Bewertung von Vermögenswerten auswirken – diejenigen, die von fossilen Brennstoffen abhängig sind, könnten beispielsweise einbrechen, während diejenigen, die ökologisch sinnvoll sind, florieren könnten. Haftungsrisiken – diese werden eintreten, wenn die von den physischen Risiken und Übergangsrisiken betroffenen Parteien versuchen werden, im Falle von Verlusten Schadenersatz zu erhalten. Anwälte könnten beispielsweise Klagen gegen diejenigen anstrengen, die für fallende Aktienkurse verantwortlich gemacht werden, und Unternehmen insgesamt müssen mit einer genaueren Prüfung und Überwachung ihres Umweltverhaltens rechnen. Eine Rolle für leitende Angestellte
Im April veröffentlichte die PRA aufsichtsrechtliche und politische Erklärungen, ‚Enhancing banks‘ and insurers‘ approaches to managing the financial risks from climate change‚. Darin wurden die Antworten auf ein früheres Konsultationspapier dargelegt, in dem die Unternehmen aufgefordert wurden, einen ersten Plan zur Erfüllung der Erwartungen aufzustellen und bis zum 15. Oktober 2019 ein aktualisiertes Formular für die Funktion der Geschäftsleitung einzureichen. Während die besten Praktiken in diesen Bereichen in den kommenden Leitlinien ausführlicher behandelt werden, sollten die Vorbereitungsarbeiten dazu führen, dass die Risiken des Klimawandels in den Governance-Rahmen eines Unternehmens aufgenommen und die leitenden Angestellten umfassend informiert werden – Aufklärung und Handlungsbereitschaft werden für viele das Gebot der Stunde sein. Zuletzt haben die Regulierungsbehörden im Juli eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der sie ihre Zusammenarbeit betonen und eine Aktualisierung ihrer Aktivitäten vorlegen. In der Erklärung der PRA, der FCA, des Pensions Regulator und des Financial Reporting Council heißt es, dass sie die kürzlich von der Regierung veröffentlichte Green Finance Strategy begrüßen. Damit soll sichergestellt werden, dass der private Finanzsektor in die Lage versetzt wird, mit Unterstützung der Regierung auf ökologisch nachhaltige Weise zu arbeiten. Der Schwerpunkt liegt auch auf der Wettbewerbsfähigkeit und darauf, dass das Vereinigte Königreich als führend im Bereich des „sauberen Wachstums“ angesehen wird. Vor allem kann kein Finanzdienstleistungsunternehmen den Klimawandel ignorieren. Regulierungsbehörden und Unternehmen arbeiten hierzulande und weltweit über das Network for Greening the Financial System zusammen, das 42 Mitglieder aus Unternehmen und Aufsichtsbehörden aus fünf Kontinenten umfasst. Sich den vielen Herausforderungen des Klimawandels zu stellen – und darauf zu reagieren – wird jetzt als Pflicht für alle angesehen.